„Der Wolkenatlas“ von David Mitchell

 

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Vor kurzem habe ich David Mitchells preisgekrönten Roman „Der Wolkenatlas“ gelesen, welcher vor einigen Jahren unter dem Originaltitel „Cloudatlas“ verfilmt wurde. Den Film habe ich damals nur teilweise gesehen, aber da fand ich ihn schon recht toll und als ich dann erfahren habe, dass das ganze auf einer Romanvorlage basiert, durfte die natürlich im regal nicht fehlen! Im folgenden Text findet ihr meine Rezension, bitte verzeiht mir die interessante Inhaltsangabe, aber das ist bei diesem Buch nicht gerade einfach.

Worum geht’s? Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Ein Seefahrer, ein Komponist, eine Journalistin, ein Buchverleger, ein Klon und ein einfacher Mann aus der Zukunft. Sechs Menschen die sich nie kennengelernt haben und doch sind ihre Geschichten irgendwo miteinander verbunden. Jedes Leben mit eigenen Herausforderungen und Zielen, jedes Leben voll eigener Gefahren. Teilweise Krimi, teilweise Science-Fiction, teilweise Drama, teilweise Komödie.

„Sextett für einander überschneidende Solostimmen […].Klavier, Klarinette, Cello, Flöte, Oboe, Violine, jedes Instrument mit einer ganz eigenen Sprache aus Tonart. Melodik und Klangfarbe. Im 1. Satz wird jedes Solo von nachfolgenden unterbrochen; im 2. Setzen sich die unterbrochenen Soli in umgekehrter Reihenfolge fort.“  – S. 585, Der Wolkenatlas

Dieses Zitat aus dem Buch, welches eine Beschreibung von R. Frobishers Musikstücks „Wolkenatlas“ ist, beschreibt ziemlich genau den Aufbau und die Besonderheiten dieses außergewöhnlichen Romans. Die verschiedenen Schicksale werden durch verschiedene stilistische Mittel erzählt. So wird zum Beispiel die Geschichte von dem Klon Sonmi-451 durch ein Interview dargestellt, was das ganze zunächst etwas kühl und gefühllos erscheinen lässt. Passend für diese Art der Zukunft. Diese unterschiedlichen Erzählweisen setzten auf der einen Seite deutliche Grenzen für die einzelnen Schicksale, aber gleichzeitig werden auch unterschiedliche und jeweils passende Atmosphären geschaffen, sowie einzelne Charakterbilder hervorgehoben.

Screenshot_20171026-195650Die ersten 50 Seiten erzählen von dem jungen Seefahrer A. Ewing, welcher in seinem Tagebuch seine Reise über den Pazifik festhält. Es wundert mich leider nicht, dass viele Leser nach diesen Seiten das Buch scheinbar erst mal auf die Seite legen: Die Sprache ist nicht gerade einfach, sowohl in Bezug auf den altertümlichen Wortschatz, als auch auf die teilweise philosophischen Sätze. Auch mir hat dieser Teil von allen am wenigsten gefallen. Ich bin mir jetzt noch nicht so sicher, wie seine Geschichte in das Gesamtbild passen soll. Doch es lohnt sich weiterzulesen: Spannung und auch ein bisschen Ironie erwarten einen in den weiteren Kapiteln. Neben dem Somni-Teil, der mir der liebste war, fand ich auch das Schicksal von Luisa Rey sehr spannend gestaltet, die als Reporterin in den tödlichen Machtkampf eines Energie-Konzerns gerät. Den Teil rund um Zachry und Meronym fand ich zwar nicht Story-technisch nicht schlecht, aber der Schreibstil war hier etwas anstrengend. Dies lag an der Erzählung von Zachry, welcher eine Sprache hat, die ihn sehr bauern- und tölpelhaft wirken lässt. Ich bin kein allzu großer Fan von geschriebenen Dialekten im Text und das ist mir hier wieder deutlich geworden.

Für die Vielleser unter euch sind übrigens viele kleine Hinweise auf viele andere Autoren und deren Werke verstreut. Der Name Sonmi-451 ist zum Beispiel eine Anspielung auf Bradburys Fahrenheit 451. Solche kleinen Details erfreuen mein Leserherz immer wieder.

Fazit David Mitchell hat hier einen außergewöhnlichen Roman geschrieben, der bei mir vor allem durch die verschiedenen Schreibstile punkten kann. Auch wenn die ersten 50 Seiten noch nicht ganz so mitreißend sind, lohnt es sich das Buch komplett zu lesen!


„Der Wolkenatlas“ | David Mitchell | Rowohlt Verlag | 672 Seiten

8 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sven sagt:

    Der Film ist auch absolut sehenswert. Besonders die Kostüme und dass alle Schauspieler gleich mehrere Rollen einnehmen hat mich fasziniert.

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  2. Buchstabenwoerter sagt:

    Es ist aber auch ein ziemlich schweres und verwirrendes Buch.

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  3. Ich hab genau nach 50 Seiten abgebrochen.. Irgendwann werde ich aber mal einen Zweitversuch wagen!

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    1. Pialalama sagt:

      Es lohnt sich! 🙂

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  4. Jennifer sagt:

    Ich mochte den Film, aber das Buch zu lesen, konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Ich glaube, dass dieser Wechsel zwischen den Charakteren einem als Leser (oder eben beim Filmegucker) beim Film deutlich einfacher gemacht wird.
    Vielleicht ist es auch einfach ein Buch, was ich erst in ein paar Jahren lesen kann. 🙂
    Dennoch fand ich die Renzension sehr spannend zu lesen. Ich kriege gerade wieder akut Lust auf den Film (ich mochte auch Somni am meisten!)
    LG Jennifer

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    1. Pialalama sagt:

      Hallo Jennifer!

      Ich finde, dass es im Buch wirklich gut gelöst ist! Im Prinzip gibt es zu jeder Person nur zwei Kapitel & die sind eben durch die unterschiedlichen Formen (Brief, Tagebuch, Interview…) wirklich deutlich getrennt. Im Prinzip ist es genau so wie im genannten Zitat.

      Den Film habe ich leider nie ganz gesehen, aber das werde ich jetzt auf jeden Fall noch nachholen! Ich weiß nur, dass mir sowohl im Buch als auch im Film die Somni-Szenen am besten gefallen haben 🙂

      Liebe Grüße!

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