„Hallo du Schöne“ von Ann Napolitano

Heute möchte ich euch ein Buchvorstellen, dass sich direkt tief in mein Herz eingeschlossen hat. Die Deutsche Fassung von Ann Napolitanos „Hallo, du Schöne“ wurde von mit bereits sehnsüchtig erwartet und vor einigen Wochen erschien das Buch nun bei DuMont. Der Roman stand 2023 auf der Empfehlungsliste von Barack Obama (Wenn man sich daraus was macht). Hinweis: Am Ende dieser Rezension findest du wichtige Inhaltswarnungen zum Buchinhalt.

„Er konnte sich kaum vorstellen, dass Menschen zu überleben vermochten, wenn Empfindungen und Gefühle mit solcher Intensität auf sie eindrangen.“ S. 221

Julia Padavano lebt mit ihren drei jüngeren Geschwistern bei den Eltern in einer italienisch-amerikanischen Nachbarschaft. Als sie am College William kennenlernt ist Sie überzeugt ihre große Liebe und den idealen Partner für ein erfolgreiches und erfülltes Leben gefunden zu haben. William, der eine unglückliche Kindheit hatte, versteht durch die Padavanos, was es bedeutet eine glückliche Familie und fürsorgliche Eltern zu haben. Doch in seinem tiefsten Innern hat sich bereits ein dunkler Schatten ausgebreitet, der die Zukunftspläne von Julia durchkreuzt und die vier Schwestern auseinander treibt. Erst ein zweiter großer Schicksalsschlag zwingt die Schwestern dazu sich wieder zusammen zu finden.

Oh Gott, dieses Buch! Die bewegende Geschichte von William und den vier Padavano-Schwester ist mir unglaublich nah gegangen. Ich habe Tränen und Tränen geweint, denn der Inhalt ist zum Teil wirklich erschütternd. An dieser Stelle ist auch definitiv eine CN für schwere Depressionen angebracht, ich musste das Buch zeitweise aus der Hand legen. Ann Napolitano hat einen wunderbaren, emotionalen und tiefgreifenden Roman über enge Familienbunde und Freundschaft geschrieben. Und doch ist dieser Roman so viel mehr, als nur eine simple Familiengeschichte. Neben mentaler Gesundheit, thematisiert die Autorin auch das Durchbrechen von (damaligen) Tabus und den Normen der Gesellschaft. Depressionen bei Männern, Frauen die Karriere machen möchten, anstatt finanziell von Ihrem Mann abhängig zu sein, gleichgeschlechtliche Beziehungen, uneheliche Kinder. All das sind Dinge, die in den 1980er Jahren gerade erst Ihren Wandel in der Gesellschaft erfuhren und zum damaligen Zeitpunkt viel Mut benötigten.

Ich habe alle Charaktere dieses chaotischen Haufens in mein Herz geschlossen – insbesondere Sylvie und trotz ihrer schwierigen Ansichtsweisen auch Julia – und kann die verschiedenen Lebenssituationen hier sehr gut nachvollziehen. Ich habe selbst viele Geschwister und darüber hinaus gab es noch weitere Punkte mit denen ich mich im Privaten identifizieren konnte. Was ich an dem Buch sehr mochte sind die verschiedenen Perspektiven von William, Julia, Sylvie und Alice. Jede Person trägt ihren Teil zur Dynamik dieses Buches bei. Alle haben etwas oder jemanden, dass sie aufbaut und tragen zeitgleich Ihre eigenen Narben. „Hallo, du Schöne“ hat sich für mich zu einem Herzensbuch entwickelt, auch wenn es wie ein Orkan daher kam. Vielleicht auch gerade deshalb.


„Hallo, du Schöne“ | Ann Napolitano | DuMont Verlag | 510 Seiten

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Übersetzt aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence.

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