Autobiografie: „American Sniper – Die Geschichte des Scharfschützen Chris Kyle“

Diese Rezension zu schreiben fällt mir schwerer als andere, nicht nur, weil ich finde dass man eine Autobiografie anders „bewerten“ muss, sonder auch, weil das Thema dieses Buches kein einfaches ist. Ich kann an diese Stelle, keine Kritik wie bei anderen Bücher schreiben. Die Charaktere sind real, ich kann mir nicht vom Autor wünschen, dass er ihnen andere Eigenschaften hätte geben sollen. Ich kann mir nicht wünschen, dass er Dinge anders ausgehen hätte lassen sollen. Denn die Dinge sind nun mal so passiert.


Chris Kyle war ein amerikanischer Scharfschütze bei den Navy SEALs, dem man über 160 Todesschüsse zuschreibt. 2012, ein Jahr bevor er erschossen wurde, veröffentlichte er seine Autobiographie, in der er in 14 Kapiteln unterteilt über sein Leben, vor allem aber über seine Kriegserlebnisse im Irak schreibt. Auf das Buch bin ich gekommen, nachdem ich den Trailer für den 2013 erschienenen Film mit Bradley Cooper gesehen habe. Den Film habe ich bis heute nicht gesehen, er steht jedoch weit oben auf meiner To-Do-Liste.

Als ich das Buch angefangen habe zu lesen, wurden mir schon mal gleich alle Erwartungen genommen. Ich hatte auf die Geschichte eines „tragischen Helden“ gehofft. Ein amerikanischer Held, der sich der Wichtigkeit seiner Arbeit bewusst ist, jedoch trotzdem irgendwie darunter leidet. Ein Held, das war er. Aber gelitten hat er nur, wenn er nicht im Krieg sein konnte. Schon der Prolog hat es wirklich in sich. Nach wenigen Zeilen, hatte ich bereits das Gefühl, dass ich hier die Memoiren eines arroganten Mannes lesen werde. Ein Patriot der meiner Ansicht nach den Krieg verherrlicht und keinen Respekt hat, außer vor seinen Landsleuten ( und auch dann nicht immer). Auf einer Seite schreibt er: “ Ich kämpfte nie für die Iraker. Sie waren mir scheißegal“. Ich fand, das ganz schön krass. Hierzu muss man vielleicht folgendes erklären: Die Amerikaner haben im Irak gekämpft um das Land aus den Händen von Saddam Hussein zu befreien und später vor Aufständischen zu schützen. Sie kämpften also an der Seite der Iraker, nicht gegen sie. Versteht mich nicht falsch, ich denke er war ein guter Soldat, er hat seine Teams beschützt, Kameraden aus dem Gefecht gerettet und sein Leben dafür riskiert. Aber mir sind zwei Dinge in dem Buch negativ aufgefallen. Zum einen diese Respektlosigkeit und zum anderen, wie er von dem Toten redet. Hierzu nimmt Kyle jedoch auch Stellung und seine Antwort habe ich mir schon fast gedacht. „Vielleicht erscheint das grausam oder taktlos. […] Es war eine Strategie, um die Situation zu meistern.“.  Viele seiner Meinungen entstammen wahrscheinlich auch schon aus seiner Kindheit. So spricht er selbst immer wieder seine texanische Wurzeln an und dass er schon sehr früh, als Kind, eine Waffe besaß.

Eigentlich habe ich an dem Buch nur einen wirklichen Kritikpunkt: Auch wenn Chris Kyle, am Ende schreibt, dass er den Krieg nicht verherrlichen würde, tut er das meiner Meinung nach sehr wohl. Immer wieder schreibt er im Buch, wie toll es sich anfühlt mitten in einem Gefecht zu sein, wie gut es sich anfühlt, den Feind zur Strecke zur bringen. Ich selbst habe schon vor dem Buch eine Meinung zu solchen Themen gehabt, die sich wahrscheinlich auch nie ändern wird. Aber ich frage mich, was mit Lesern ist, die sich dazu noch nie eine Meinung gebildet haben. Genauso geht es mir mit den Waffen. Kyle erzählt mit einer großen Leidenschaft über seine Gewehre, bestimmte Einstellungen und seine Strategien. Lehrbuch für den nächsten Angriff?

In dem Buch, sind auch immer wieder Szenen aus der Sicht von Chris Kyles Frau beschrieben, die sich mit der Veränderung ihres Mannes sehr schwer tat. Auch wenn diese Zeilen dann nicht immer zu 100% zum Abschnitt gepasst haben, fand ich diesen Einblick aus einer anderen Sicht sehr gut gemacht.  Was ich auch super fand, waren die „Extras“ am Ende. Ich weiß nicht, ob alles Versionen des Buches diese enthalten, aber sie sind definitiv lesenswert. Hierbei handelt es sich zum einen um einen Mini-Biografie über Chris Kyle ( Dinge, die er selbst nicht unbedingt im Buch erwähnt hat)., ein Text von seiner Frau, die über die Entstehung des Filmes schreib und ein Text des Regisseurs von „American Sniper“.

Das Buch an sich hat mir wirklich sehr gut gefallen, was aber zum Großteil auch daran liegt, dass ich mich irgendwie schon sehr lange für die US Army, ihre Ränge und Truppen, interessiere ( Vor allem durch Navy CIS). Ich bin ein Mensch, der versteht das andere Menschen vielleicht auch andere Meinungen haben können und dass diese mir vielleicht nicht gefallen. Ich denke, diese Eigenschaft war hier sehr nützlich, sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich an die Wand geschmissen. Weiterhin war in diesem Punkt hilfreich, dass Chris Kyle immer wieder schreibt, dass man viele Dinge nun mal nicht versteht, wenn man sie nicht selbst erlebt hat.
Das Buch ist wirklich interessant geschrieben und ich habe wiedereinmal gemerkt, dass ich Autobiografien irgendwie mag. Hier war es jedoch oft so, dass ich mir zwar bewusst darüber war, das diese Dinge wirklich geschehen sind und auch noch immer passieren, aber ich konnte es mir letztendlich nicht wirklich vorstellen. Vielleicht war es eine Art Schutzmechanismus. Vielleicht sollte ich dankbar dafür sein.

Auf goodreads habe ich dem Buch 4 von 5 Sternen gegeben, was einem „hat mir sehr gefallen“ entspricht.


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3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Hört sich nach einer harten Kost an. Aber es ist sicher nicht verkehrt sich mit dem Thema Militär und Krieg zu beschäftigen, auch wenn man sie selbst vielleicht nicht gutheißt. Warum sind Menschen bereit für eine Sache zu sterben und andere Menschen umzubringen? Fragen denen man sich durch solche Autobiographien nähern kann.

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    1. Pialalama sagt:

      Ja, an manchen Stellen ist es schon nicht so einfach sich das Ganze vorstellen zu können. Ich fand, das Buch hat einen wirklich interessanten Einblick gegeben!

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